Line of Beauty - das fünfte Klärwerk - 2009
Pflanzenklärwerk, permanente Installation am Fluss Seseke bei Kamen, Fertigstellung 2010 Ausstellung, über Wasser gehen.
In Zusammenarbeit mit Dr. Stephan Pflugmacher, Biologe
Die historische Seseke im Realisierungsabschnitt vor Begradigung zum Abwasserkanal
Die ehemals stark mäandrierende Seseke wurde zur Verbesserung ihrer Bestimmung als Abwasserfluss in den 1920er Jahren in ein
gerades Betonkorsett gezwängt. Seit 2005 wird sie aus diesem wieder befreit und fließt nun als naturierter Fluss in einem neuen
künstlichen aber natürlich anmutenden Bett.
Der im Verlauf noch nachvollziehbaren jüngeren historischen Schicht des geradlinigen Anwasserkanals fügt die Arbeit
Line of Beauty - das fünfte Klärwerk ein älteres Passstück hinzu, ein verkleinertes Segment der noch nicht begradigten Seseke
vor 1920 im Abschnitt der Adener Mühle.
Line of Beauty
Das neue Bett des Flusses und der Abschnitt des historischen Verlaufs scheinen in ihren kurvigen Konturlinien um die Gunst der natürlichen Form zu konkurrieren. Der Titel Line of Beauty (nach William Hogarth, einem englischen Maler und Grafiker, 1697-1764) verweist auf die Suche nach einer sichtbaren Formel der Natur. Seit dem 18. Jahrhundert wurde die so genannte Line of Beauty als gekurvte Linie zum Inbegriff der ästhetischen Ausprägung der Natur. Nicht in der symmetrischen oder geradlinigen Form könnte der Geist der Natur erfasst werden sondern allein durch die geschwungene Linie.
Das Fünfte Klärwerk
Die Line of Beauty ergänzt die für die Wasserqualität noch unzureichende Wirkung der vier existierenden Klärwerke an der Seseke.
Die Füllung des fünften Klärwerks in den Konturen des historischen Seseke-Segments erfolgt durch geeignete heimische Wasserpflanzen,
die das Flusswasser reinigen.
über die Jahre werden sich die Pflanzen entlang des Flusses ausbreiten und einen nachhaltigen Beitrag zur Naturierung der Seseke leisten.
Das Schöne und das Nützliche
Line of Beauty - das fünfte Klärwerk vervollständigt die historischen Schichten der Seseke zu einer Trias: Die Seseke im Zustand vor 1920,
die Seseke als kanalisierter Abwasserfluss, die Seseke als naturierter Fluss.
In einer Tradition, die spätestens seit der Antike als Konzept formuliert ist, wird in Line of Beauty - das Fünfte Klärwerk das Schöne
(die Form) mit dem Nützlichen (der Reinigung) verbunden, wobei insbesondere die Form des Schönen umstritten bleibt.
Ist das Schöne das sichtbar gestaltete, z.B. die geradlinige Allee eines barocken Gartens oder der ausgeklügelte Kanal als Ausdruck
der Ingenieurkunst? Oder ist das Schöne das Natürliche, das es zu definieren gilt: Eine natürlich entstandene Form, eine nach
natürlichen Parametern konstruierte Form oder das Natürlich-Werden einer künstlichen Form?